Durch das Stillsitzen vor GOTT eröffnet sich eine neue Dimension in meinem Leben, die alles, alles, alles wiederum restlos verändert. Ich habe mich schon den ganzen Tag auf das Lesen in einem bestimmten Buch zu dem Thema sowie auf diesen Artikel hier gefreut. Meine Erfahrung seit Beginn ist, dass nichts hilfreicher ist als selbsterlebte und aufrichtig mitgeteilte Erfahrungen. Auf dem WEG gibt es viele schlaue Bücher, die allesamt stinklangweilig sind. Erst wenn ein Autor sich wirklich öffnet, aus dem Nähkästchen plaudert, wird es ein wahrhaft hilfreiches Buch. Egal, wie die hohe Wissenschaft sein Werk bewerten würde. Sicher habt ihr dies auch schon irgendwann einmal festgestellt. Das Buch, auf das ich mich freue, hat solche Facetten. Und dieser Artikel wird auch ein bisschen Nähkästchen-mässig sein…
Wie manch einer von euch sicher schon anhand meiner Artikel mitbekommen hat, übe ich mich im Centering Prayer, im Stillsitzen vor GOTT. Es begann im Sommer 2017, als mir in meinem Urlaub etwas geschah, was ich von mir überhaupt nicht kenne: mir wurde langweilig. Und zwar so richtig schlimm, depressionsähnlich, ich konnte mich zu rein gar nichts aufraffen und sass nur da und starrte Löcher in die Gegend. Das nervte mich sehr, weil ich den Eindruck hatte, die kostbare freie Zeit überhaupt nicht zu nutzen, bevor ich wieder zur Arbeit würde gehen müssen. Bis mir mit einem Mal klar wurde, dass GOTT das mit Absicht eingefädelt hatte. ER wollte, dass ich in die STILLE gehe. Es war eine Aufforderung an mich. Da ich mich damit nicht auskannte, begann ich mich einzulesen. Ich rutschte zunächst in die Schiene des Dhikr hinein, also des stillen Wort-Gebets, das ich über einen Zeitraum hinweg atme. Mein LEHRER hat mir dieses Wort zur Verfügung gegeben.
Alles wäre sicher noch intensivierbar. Mehr geht immer. Vieles wird sich bessern, wenn sich meine Vollzeitarbeit ab übermorgen wieder in Teilzeit zurückverwandelt. (Hurraaa!) Nichts ist wertvoller als freie Zeit.
Später dann kam das Thema Stillsitzen auf. Ich sass vor meinem LEHRER, was ich noch an jedem Morgen tue. Mittlerweile arbeitet sich der Begriff Contemplative Prayer in meinen Grundwortschatz hinein. Mir war anlässlich eines Textes, den ich dazu las, in einem sehr klaren Moment bewusst, dass das meine Aufgabe von GOTT an mich ist. Ausgerechnet ich. Na der hat Nerven, dachte ich mir. Und es entpuppt sich als Quelle allerhöchsten GLÜCKS für mich. Wer hätte das gedacht?
Das Stillsitzen erwies sich anfangs für mich als gar nicht so einfach, weil ich den Zugang nicht sogleich fand. Ich bin es gewohnt, Leistung zu bringen und Dinge zu erledigen, bin es gewohnt etwas zu können und furchtlos und direkt an Sachverhalte heranzugehen. Doch jetzt sollte ich nichts tun, nichts wollen, nichts erreichen – nur Dasitzen -? Was muss ich dabei denken, denn tun soll ich ja nichts? Welche Einleitung, welche Haltung hilft mir am meisten, es frühmorgendlich jeweils von Neuem anzufangen? Wie geht das, mich dem grossen unfassbaren Unbekannten, den ich GOTT zu nennen gelernt habe, ganz persönlich und konkret zu nähern, IHN an einem konkreten Punkt zu treffen, IHM gegenüber zu treten? Plötzlich wurde die ganze Nummer noch eine Stufe intimer als je zuvor, und ich hatte Lampenfieber. Das ich jedes Mal erneut habe … ganz im Ernst!
Und ja, es ist genau so: wie ein vorsichtiges Kennenlernen eines bisher hauptsächlich vom Hörensagen gekannten Vaters. So muss es einem Kind gehen, das mit sagen wir 17 Jahren auf einmal seinem leiblichen Vater, dem sog. Erzeuger, bekannt gemacht wurde. Dem bisher unbekannten und doch irgendwo immer schon unsichtbar vorhandenen Vater, der nun konkreten leibhaftigen Eintritt in das eigene Leben gefunden hat… nachdem ein paar Briefe hin und hergingen, wurde es dann, eines Tages, eine echte Begegnung, face-to-face. Etwas, was das Kind bisher nicht kannte. Nun erlebt dieses Kind auf einmal, wie es ist, neuerdings immer jemanden sehr real als Vater treffen zu können, statt nur von anderen Verwandten mündliche Berichte aus der Zeit nach der eigenen Geburt zu hören, bevor der Vater verschwand oder was auch immer. Dieser Vater ist plötzlich sehr konkret da. Nicht als Brief und nicht auf einem Foto. Selbstpersönlich, anwesend. Und ER wird nie mehr weggehen… Das ist eine sehr neue Art des Bewusstseins, die ich noch nicht kannte.
Nun ist es nicht so, dass ich morgens mein Zimmerchen verlasse und GOTT bleibt allein dort zurück und wartet, bis ich nach Feierabend wieder nach Hause komme. ER begleitet mich den ganzen Tag. Das hat ER natürlich immer schon so gehandhabt, doch ich wusste in meinem Leben vor CHRISTUS nichts davon. Später, bis neulich also, wusste ich auf einer vergleichsweise oberflächlichen Basis davon. Seit wir täglich zusammen sitzen jedoch ist Seine Präsenz in meiner Wahrnehmung sehr stark geworden, alles überstrahlend, wie ein Dach über meinem ganzen Wesen. Es ist eine andere Qualität des Davonwissens in mir entstanden.
Für mich war der Schlüssel, eine innere Haltung des „Sich-Anbietens“ einzunehmen. Das ist so ähnlich wie bei einem Vorstellungsgespräch, daher kannte ich diese innere Haltung (Ich glaube niemand hatte mehr Bewerbungsgespräche als ich in seinem Leben, ächz). Hier bin ich als Einleitung zu sagen, das hat mir nicht gereicht. Ich bin auch hier, wenn ich nicht vor GOTT sitze. Und dass ER mich immerzu sieht, wusste ich ja bereits mit dem Kopf. Das Sich-Anbieten hat für mein Empfinden eine andere Tiefe, eine andere Qualität. Nicht nur Hier bin ich, sondern auch gleichzeitig ein … sich dem auszusetzen, was nun kommen möge. Nein, das trifft es auch noch nicht. Es ist eine Art des Sich-Gebens (danke, mein lieber LEHRER).
Jeder muss aus der Fülle der möglichen Zugänge den seinigen herausfiltern. Bücher gibt es einige dazu. Die besten sind, wie immer, in englischer Sprache, so wie alles, was mit Spiritualität zu tun hat, durch das Englische automatisch einen unnennbar höheren Reiz und Glanz hat. Meine Erfahrung. Mache deine eigene.
Ich sitze also morgens da auf meinem Stuhl und ER schaut mich die ganze Zeit an. Ich fühle SEINEN Blick auf mir ruhen.
priceless
Selbst wenn niemals jemals mehr passieren würde als dies: es ist alles ausfüllend. Das grosse allmächtige, uralte WESEN, dieser GOTT, der alles in sich trägt, Universen, Welten, sieht mich an, wie ich auf meinem Stuhl sitze und versuche, mich IHM hinzuhalten. Mit der oben beschriebenen inneren Idee gelingt mir das ganz gut, hoffe ich. Selbst wenn nicht, reicht es sicher aus. Stressfrei.
Das ist wirklich eine Begegnung, und keine Entspannungsübung für Esoteriker. Dass so etwas möglich ist, finde ich unfasslich, und es kommt mir vor wie ein Wunder, das grösser nicht sein könnte.
Ich ging dann heute früh los in Richtung Bushaltestelle, als auf einem Parkplatz vor der hiesigen Schule ein Vater seinem Schulkind zurief „Viel Spass, Schatz!“, und da war es wieder: Kennst du das, wenn ein Satz, den jemand irgendwo zu irgendwem spricht, plötzlich neongelb angemalt ist und du weisst, das meint mich jetzt gerade? Ich habe mich den ganzen Arbeitstag lang an diesen Wunsch meines VATERS für meinen Schultag erinnert. Jede blanke Erinnerung daran untertags war wie warmes, flüssiges Gold. Wunderschön. ER hat mit mir heute früh dort gesessen. Und ER ging mit mir zusammen raus. Ich dachte es nicht nur, ich FÜHLTE es. Und ja, natürlich, ich hatte viel Spass – denn wir hatten.